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Im Klub der Vereinsturnmeister

Die regionale Turnszene erlebte am Sonntag in Bern einen historischen Tag. Mit Gymnastik Vilters trug sich neben dem TV Mels ein zweiter Verein aus dem Sarganserland in die Liste der Schweizer Meister im Vereinsturnen ein.

Vilters ist seit Jahren als Gymnastik-Hochburg bekannt. Am Sonntag wurden der Vereinschronik gleich mehrere bedeutende und hoch erfreuliche Kapitel hinzugefügt. Die junge Gruppe Vilters 2 nahm in der Gymnastik mit Handgerät zum zweiten Mal an den SMV der Aktiven teil. Die zehn Turnerinnen zeigten eine überzeugende Darbietung ohne Handgerätverluste. Mit der Note 9,69 erreichten sie den Final auf dem 1. Platz der Vorrunden-Rangliste. Die Freude darüber war riesig, hatte es doch im Jahr zuvor knapp nicht für den Final gereicht.

Im Final noch einmal hochmotiviert, lieferte Vilters 2 eine einwandfreie Vorstellung ab. Dies überzeugte das Wertungsgericht und Vilters 2 sicherte sich den erträumten Schweizer Meistertitel. Die Turnerinnen und ihre Leiterinnen Vanessa Birri und Fabia Lendi freuten sich riesig über diesen historischen Erfolg. 2009 hatte das Team bereits an den Jugend-SMV triumphiert, viele andere (Gross-)Erfolge haben sich für den Verein über die Jahre angesammelt. Doch der Titelgewinn auf Stufe SMV der „Grossen“ ist eine Premiere.

Vilters dreimal im Final und zweimal auf dem Podest
Gründe zum Feiern gab es aber noch mehr. Erstmals turnte Vilters 2 auch in der Kategorie Schulstufenbarren mit. In der Vorrunde verlief nicht alles ganz nach Wunsch. Die Turnerinnen beklagten im abwechslungsreichen Programm einige Patzer. So mussten die Mädchen um das Weiterkommen zittern. Der Final wurde aber mit der Note 9,40 trotzdem noch auf dem 3. Platz erreicht. Vilters 2 turnte am Sonntag zwar sicherer, aber auch dieser Durchgang verlief nicht fehlerlos. Am Ende blieb es beim sehr erfreulichen 3. Platz.

In der Gymnastik mit Handgerät startete Vilters mit einem zweiten Team. Vilters 1 turnte die neue Übung mit Ball und Keulen. Mit neuem Dress ausgerüstet, zeigten die Turnerinnen unter der Leitung von Eveline Vesti und Marianne Schnyder einen gelungenen Durchgang mit nur wenigen Handgerätverlusten. Die Note 9,47 verhalf Vilters 1 erfreulicherweise ebenfalls zum Einzug in den Final.

Tags darauf turnte Vilters 1 einen ähnlichen Durchgang wie in der Vorrunde. Allerdings wurde die Gruppe noch von einem starken STV Brugg überholt und so reichte es am Ende für den 5. Platz. Dies konnte die Freude über den Finaleinzug aber nicht trüben. So reiste Gymnastik Vilters mit einem Titel, einem Podestplatz und einer Auszeichnung ins Sarganserland zurück. Und dies nur ein Jahr, nachdem die Finals noch ohne Vilterser Beteiligung stattgefunden hatten.

Hattrick und Jubiläum für die Melser Bodenriege
Einmal Gold, einmal Silber – so lautete die einmal mehr glänzende Bilanz des Turnverein Mels. Die Bodenriege schaffte den angestrebten Jubiläumssieg souverän. 26 Jahre nach dem ersten gewann sie schon ihren 20. Schweizer Meistertitel – ein schier unglaubliche Erfolgsquote. Zusammen mit den 13 Titeln am Barren ergibt sich für den TV Mels die Schnapszahl 33.

Den „ewigen“ Zweikampf mit Dauerwidersacher Wettingen um die Vorherrschaft am Boden entschied Mels zum dritten Mal in Folge für sich. Die Turnerinnen und Turner von Sandra Tremp und Pascal Jahn hatten in der Vorrunde wegen eines Patzers punktgleich mit Wettingen den 2. Platz hinter dem am Ende drittklassierten Neuenhof belegt. Im Final lief dann alles glatt und bot Mels zum wiederholten Mal eine Vorstellung von allerhöchster Qualität. Die 9,85 Punkte waren über beide Wettkampftage und alle Disziplinen gesehen die absolute Höchstnote.

Am Barren holte der TV Mels unter speziellen Umständen (siehe Kasten) das Bestmögliche heraus. Hinter dem erfolgreichen Titelverteidiger Wetzikon belegten die 17 Turner unter der Leitung von Christian Bärtsch und Roland Zimmermann wie im Vorjahr den 2. Platz. Mit Rickenbach und Roggliswil konnten zwei Gegner von ähnlichem Kaliber (knapp) in Schach gehalten werden. Die Melser steigerten sich im Vergleich zur Vorrunde um einen Rang oder 0,05 Punkte.

Enttäuschung beim DTV Mels
Lange Gesichter und Ratlosigkeit gab es im Lager des Damenturnverein Mels. Die Schützlinge der neuen Leiterinnen Michaela und Aurelia Moser wurden vom Kampfgericht für eine sehr gute Leistung miserabel belohnt. Statt im Final um die Podestplätze zu kämpfen, musste Mels das Out nach der Vorrunde und einen enttäuschenden 7. Schlussrang verdauen. Dass Neftenbach als Schweizer Meister der Jahre 2010 und 2011 trotz einer Übung ohne nennenswerten Fehler nur den 6. Platz belegte, zeigt ebenfalls, was für ein spezieller Wettkampf es war. Obwohl die Melserinnen für einmal deutlich unter Wert geschlagen wurden, stimmen die Zukunftsperspektiven des jungen Teams.

Flums verpasst Top 10 ganz knapp
Der STV Flums hatte nach seinem Auftritt in der Gerätekombination allen Grund zur Zufriedenheit. Obwohl ein Drittel des 19-köpfigen Teams erstmals an SMV teilnahm, klassierten sich die Flumserinnen und Flumser unter 23 Vereinen im 11. Rang. „Die Top 10 waren unser heimliches Ziel“, sagte Melanie Good, die zusammen mit Oberturner Ueli Hartmann für die Riege verantwortlich ist. Letztlich fehlten dazu nur gerade fünf Hundertstel.

 
Über Kampfrichter wird im Turnen diskutiert wie über Schiedsrichter im Fussball. Wenn niemand von ihnen spricht, ist es meist ein gutes Zeichen. In Bern war das zumindest unter den Barrenriegen ganz anders. Stein des Anstosses war der Bewertungsbereich „Gestaltung/Begleitung“, für den maximal 3,00 Punkte vergeben werden. Für Vereine auf Final-Niveau ist das Maximum in aller Regel reine Formsache. Doch in Bern galten am Barren aus heiterem Himmel ganz andere Massstäbe. Von den Top 4 bekam niemand 3,00 Punkte. Wetzikon (2,95) hätte sich im Final allein deshalb nur selber schlagen können, weil die stärksten Gegner Mels (2,80), Rickenbach (2,75) und Roggliswil (2,80) mit Hypotheken antreten mussten, die dem Gegenwert von drei bis vier Stürzen entsprachen. Ähnlich ungerecht behandelt fühlten sich Titelverteidiger Neftenbach (2,85) oder der DTV Mels (2,90) am Schulstufenbarren.
 
Ein Protest mehrerer Spitzenvereine (u.a. TV Mels) nach der Vorrunde wurde erwartungsgemäss abgeschmettert. Warum Programme, die während zwei Jahren an sämtlichen Wettkämpfen von Feld-Wald-und-Wiesen-Turnfest bis SMV für einwandfrei befunden wurden, plötzlich mangelhaft sein sollen, konnte den Betroffenen niemand schlüssig erklären. Der Hund liegt wohl in einem Organisations- und Kommunikationsproblem im Richterwesen des Schweizerischen Turnverbandes begraben. An einem änderten die Diskussionen nichts: Mit Wetzikon, einem vorbildlich fairen Verein, setzte sich die aktuell unbestrittene Nummer 1 durch. Der Vorsprung von 0,35 Punkten auf den ersten Verfolger Mels war aber vor allem das: ein schlechter Witz.
 
 
Resultate
SMV in Bern.
Bern. Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen. Barren: 1. Wetzikon 9,70 (Vorrunde 9,60). 2. TV Mels 9,35 (9,30). 3. Rickenbach 9,33 (9,28). 4. Roggliswil 9,28 (9,38). 5. Chézard-St-Martin 8,83 (9,30). – Nicht im Final: 6. Schattdorf 9,23. – 24 klassiert.
Boden: 1. TV Mels 9,85 (Vorrunde 9,68). 2. Wettingen 9,75 (9,68). 3. Neuenhof 9,68 (9,70). 4. Rüti 9,55 (9,55). – Nicht im Final: 5. Yverdon 9,43. 6. Lenzburg 9,40. – 21 klassiert.
Gerätekombination: 1. Pomy 9,53. Ferner: 11. STV Flums 8,80. – 23 klassiert.
Gymnastik mit Handgerät: 1. Gymnastik Vilters 2 10 Rangpunkte (Vorrunde 9,69). 2. Röthis 11 (9,65). 3. Bözen 17 (9,66). 4. Brugg 18 (9,44). 5. Gymnastik Vilters 1 19 (9,47). – 18 klassiert.
Schulstufenbarren: 1. Kriessern 9,53 (9,55). 2. Vordemwald 9,48 (9,35). 3. Gymnastik Vilters 9,43 (9,40). 4. Chiasso 9,38 (9,35). 5. Eschenbach LU 9,30 (9,43). – Nicht im Final: 6. Neftenbach (Titelverteidiger) 9,33. 7. DTV Mels 9,20. – 18 klassiert.
Schaukelringe: 1. Wettingen 9,83. 2. Luzern 9,80. 3. Ziefen 9,50.
Sprung: 1. Wettingen 9,68. 2. Luzern 9,58. 3. Rüti 9,55.
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